Zahnärztliche Akademie

Empirische Untersuchung über die Entwicklung zahnärztlicher Berufsausübungsgemeinschaften unter Berücksichtigung der internen Kommunikation zwischen den Praxisbetreibern

Dr. Arnd zum Winkel, M. A.

In der vorliegenden Arbeit wurde empirisch die Entwicklung der zahnärztlichen BAG bezüglich der Beziehung zwischen den Praxis betreibenden Zahnärzten untersucht. Hierzu wurden mit insgesamt 11 Partnern von zahnärztlichen Berufsausübungs¬gemeinschaften autobiografisch-narrative Interviews durchgeführt. 6 Partner stammen hierbei jeweils aus einer BAG, die bereits seit mindestens 10 Jahren erfolgreich besteht, 5 Partner berichteten über Ihre Erfahrungen aus einer gescheiterten BAG.
Ziel war es, aus den in den Interviews geschilderten Erfahrungen der einzelnen Zahnärzte, Bedingungsfaktoren für den Erfolg oder für den Misserfolg einer BAG in der zahnärztlichen Profession herauszuarbeiten. Begleitend wurden die Bedeutung der internen Kommunikation unter den Zahnärzten der BAG und die Bedeutung der, als Grundlage für Organisationsformen wie der BAG dienenden, systemischen Organisationstheorie in diesem Zusammenhang untersucht.

Entscheidend scheint hinsichtlich des Erfolges einer beruflichen Kooperation zunächst einmal die gründliche Vorbereitung auf und die bewusste Entscheidung für diesen Schritt zu sein. Darüber hinaus sind professionell geführte und von entsprechenden Fachleuten beidseitig unterstützte Verhandlungen auf Augenhöhe sowie ein daraus resultierender guter Vertrag, der insbesondere die existenzielle Sicherheit aller beteiligten Partner für den Fall einer späteren Trennung sicherstellt, wichtige Bedingungsfaktoren. Im Alltag der BAG ist dann die Qualität der internen Kommunikation von hoher Bedeutung, insbesondere die Fähigkeit, für strittige Fragen eine Lösung unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Partner zu finden. Praktikabel erweist sich dabei eine von der Struktur her bedürfnisorientierte Kommunikation unter den Zahnärzten. Wichtig ist den Interviewten dabei der respektvolle und aufmerksame Umgang miteinander.
Die Inhalte der Interviews weisen darauf hin, dass die Quantität der internen Kommunikation hingegen nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung des Kommunikationsgefüges zwischen den Partnern führt – vielmehr scheint eine Zunahme an Konflikten eher darauf hinzuweisen, dass zur Zeit keine oder zumindest keine gelingende Kommunikation mehr stattfindet.

Bezüglich der Untersuchung zur systemischen Organisationstheorie lassen sich Hinweise finden, dass die geistige Einstellung der interviewten Zahnärzte, bis auf zwei Ausnahmen, nicht so sehr den Gesamterfolg einer BAG im Blickpunkt hat, sondern mehr den eigenen Erfolg innerhalb einer gut funktionierenden Organisation. An diesem Punkt wäre weitere Forschung wünschenswert.

Mögliche Gründe für das Scheitern einer BAG sind neben einer mangelhaften Vorbereitung und zu geringem Wissen über und um den Schritt einer beruflichen Kooperation, eine Ungleichverteilung von Rechten und Pflichten aller Partner , insbesondere einer deutlich divergenten Kapitelbeteiligung der Gesellschafter. Große Unterschiede in wichtigen Bereichen der Praxisphilosophie scheinen ebenfalls erheblich zum Scheitern einer BAG beizutragen. Darüber hinaus scheinen auch die Vermischung von privater und professioneller Beziehungsebene der beteiligten Partner das Risiko des Scheiterns einer BAG deutlich zu erhöhen. Auch die Gewinnbeteiligung sollte nach den Interviewinhalten, Bestandteil sorgfältiger Absprache unter den Partnern sein. Bemerkenswert ist die Thematisierung von Freundschaft als ein mögliches Problemfeld innerhalb der Beziehung zwischen den Praxisbetreibern.

Was diese Arbeit ausmacht, sind die unterschiedlichen Konstellationen und Facetten der untersuchten Faktoren, wie beispielsweise mit dem Umgang von Praxisverträgen oder dem Bereich der Mitgestaltung innerhalb einer BAG.

Die vorliegende Arbeit macht exemplarisch deutlich, wie vielschichtig die Konfliktfelder und Bedürfnisse in der gemeinsamen Interaktion von Zahnärzten untereinander sein können und macht durch diese Einblicke die Notwendigkeit für eine Sensibilisierung für dieses noch sehr junge aber sehr aktuelle Thema deutlich.

So klar die Vorteile einer beruflichen Kooperation also auch sein mögen, zeigt die vorliegende Arbeit aber auch deutlich, wie komplex das Beziehungsgefüge einer beruflichen Kooperation in der zahnärztlichen Profession ist.

Das Eingehen einer Zusammenarbeit sollte daher im Bewusstsein darauf ein wohldurchdachter Schritt sein, der nicht vorschnell aufgrund der vermeintlich besseren wirtschaftlichen Situation und organisatorischer Vorteile getroffen werden sollte. Wird dies bedacht, so ist die BAG eine erfolgreiche Kooperationsform, die zukunftsträchtig ist und für den zukünftig steigenden Bedarf an zahnärztlichen Kooperationen eine gute Möglichkeit der gemeinschaftlichen Berufsausübung unter Zahnärzten darstellt.

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