Zahnärztliche Akademie

Empirische Aspekte zum Verhältnis zahnärztliche Profession und Lebenswelt

Dr. Claus Pfistner

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend teilt das Spektrum der Work-Life-Balance-Maßnahmen in drei große Gruppen ein.
So werden erstens Maßnahmen zur intelligenten Verteilung der Arbeitszeit im Lebensverlauf und zu einer ergebnisorientierten Leistungserbringung beschrieben. Zweitens gibt es Maßnahmen zur Flexibilisierung von Zeit und Ort der Leistungserbringung. Und drittens werden Maßnahmen aufgezeigt, die auf Mitarbeiterbindung durch Laufbahnplanung, Förderung der Qualifikation und eine umfassende Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit abzielen. (WLB-Broschüre, 6)
Gleichzeitig werden die Stellschrauben für die Umsetzung dieser Maßnahmen aufgezeigt. Schlagworte für diese Stellschrauben sind solche Begriffe wie Teilzeit- und Telearbeit, Job-Sharing, Wiedereinstiegsprogramme für Frauen, haushaltsnahe Dienstleistungen, Unterstützung bei Kinderbetreuung und Sensibilisierungsstrategien für Führungskräfte beschrieben. ( vgl. WLB-Broschüre 2005, 17, 18 Tab.2,3)

Angelehnt an diese Beschreibung hat sich im Laufe meiner Interviewerhebung und der Inhaltsanalyse mein Thema der Masterarbeit entwickelt. „Empirische Aspekte zum Verhältnis zahnärztliche Profession und Lebenswelt“ hat mit seiner Fragestellung aufgezeigt, an welchen Stellen  der Zahnarzt immer wieder Stellschrauben betätigen muss, um seine Berufwelt und seine Lebenswelt zu balancieren. So wie der Tontechniker im Tonstudio am Equalizer an den Stellschrauben den besten Ton einstellen muss, so stellt der Zahnarzt an den ihn erreichbaren Stellschrauben im Beruf und im Privaten das Gleichgewicht dieser Bereiche ein.
Dazu gehören durchaus örtliche Zusammenführung von Praxis und Wohnraum, um eine höhere Präsenz in der Familie zu erreichen. Durchaus liegen in diesen Überlegungen auch Denkweisen nach logistischen Zusammenhängen wie z.B. die Nähe der Großeltern, Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und Versorgungsanbieter aus staatlichen und privaten Betrieben. Auch führen Praxiszusammenführungen mit Kollegen zu mehr zeitlichem Freiraum und finanziellen Erleichterungen. Praxisplanerische Überlegungen im Vorfeld lassen die Stellschrauben erkennen, um finanziellen Erfolg und kürzere Arbeitszeiten zu realisieren.
Die Zahnärztinnen beschreiben immer wieder, wie sie die hohen Anforderungen ihres Berufes und die Erziehung ihrer Kinder sowie ihre eigene Präsenz in der Familie balancieren lernen müssen. Auch die Zahnärzte, die Familienväter sind, zeigen die Stellschrauben auf, wie sie ihre Beteiligung an der Kindererziehung ermöglichen können, wenn auch der männliche Aspekt der Versorgerrolle im finanziellen Sinne hier stark sichtbar wird.
Das hohe Maß an Qualifikation und Fortbildung unter meinen Kommilitonen des Masterstudiums lässt den Aspekt der Stellschraube Qualifikationsmaßnahmen auf den ersten Blick in den Hintergrund treten. Dazu kann ich aus den vielen Gesprächen, die ich außerhalb meiner Studie mit meinen Kollegen führen durfte, sagen, dass eigentlich alle, trotz der großen Anstrengungen, die ein solches Studium mit sich bringt, den direkten Erfolg für Praxis und eigene Denkweisen mitgenommen haben. So konnten viele berichten, dass Umstellungen im Praxisalltag, die durch das Masterstudium forciert wurden, Arbeitserleichterung, mehr Effizienz und dadurch Zeitersparnis im Berufsalltag brachten. Natürlich war auch meine Ungeübtheit in der Interviewführung und die dadurch bedingte späte Erkenntnis, dass sich das Thema meiner Masterarbeit zu dem jetzigen Titel ändern musste, mit daran schuld, dass diese Stellschraube nicht gezielt hinterfragt wurde.

„Der Zahnarzt fühlt sich im Berufsleben und im Privatleben wohl, ist im Idealfall von Glück erfüllt; sein Lebenspartner, seine Familie oder sein Umfeld kann diesen besten Ton im Bestfall mitleben, sich dafür einbringen und steht hinter den Entscheidungen des Zahnarztes.“ (vgl. Kap.4 Seite 21)

Dieser Satz beschriebt gut das Ziel eines jeden Zahnarztes, wahrscheinlich eines jeden Angehörigen anderer Berufsgruppen, das er verfolgt. Um ein solches Ziel zu erreichen, sind im Berufsleben und Privatleben eben Maßnahmen notwendig, die zu finanziellem Erfolg, beruflicher Anerkennung, zu Freiheit und Ungebundenheit sowie zu Harmonie in der Lebenswelt führen. Eben diese Maßnahmen lassen sich ohne weiteres unter dem Begriff der Work-Life-Balance-Maßnahmen einordnen. Work-Life-Balance ist der Zustand, der gute Ton, den wir alle anstreben, wozu wir jeden erreichbaren Hebel umlegen, um diesen Zustand zu erreichen.

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